Von der Automatikerin zur Projektleiterin
Seraina, wie sieht dein bisheriger Werdegang aus?
Ich habe bei Elektro Arber eine Lehre als Automatikerin EFZ gemacht und anschliessend hier in diesem Beruf weitergearbeitet. Für mich war bald klar, dass ich bei Gelegenheit ins Büro wechseln möchte, denn ich wollte mich zur Projektleiterin weiterbilden. Diese Chance wurde mir kurze Zeit später angeboten. Dass der Wechsel so schnell erfolgt, war nicht geplant. Heute bin ich jedoch sehr zufrieden, dass es so abgelaufen ist. Nach dem Abschluss habe ich dann gleich mit den Vorbereitungen auf die Meisterprüfung angefangen und bin da nun mittendrin.
Wie hast du den Wechsel von der Werkstatt ins Büro erlebt?
Das ging sehr schnell und ich wurde und werde dabei sehr gut unterstützt. Es ist ganz etwas anderes als zuvor und ich erkenne nun Zusammenhänge, die mir vorher nicht bewusst waren. Wenn wir in der Werkstatt z.B. nicht so viel Arbeit hatten, war mir nicht klar, woran das liegt. Jetzt weiss ich, dass da manchmal Freigaben fehlen oder das Material noch nicht da ist. Meine Verantwortung hat sich auch verändert. Als Automatikerin erhielt ich konkrete Aufträge und musste diese in der vorgegeben Zeit erledigen. Jetzt plane ich Aufträge, berechne die Zeit für deren Umsetzung, hole Informationen ein und suche nach Lösungen. Und wenn es manchmal Sachen gibt, die mich länger beschäftigen, kann ich sagen «jetzt ist fertig» und abends gut abschalten. Da bin ich eigentlich von mir selbst überrascht, dass ich das kann. Sonst bin ich eher eine, die sich zu viele Gedanken macht.
Die Umstellung von der Werkstatt ins Büro merke ich mittlerweile vor allem körperlich, denn nun habe ich eine Arbeit, bei der ich mehrheitlich sitze. Natürlich zeigt sich der Wechsel auch bei der Planung und Vorbereitung von Projekten, da bin ich jetzt einen Arbeitsschritt vor meiner bisherigen Arbeit. Gleiche Branche, aber völlig andere Arbeiten.
Was musst du mitbringen, um als Projektleiterin erfolgreich zu sein?
Überzeugungskraft. Da dürfte ich manchmal noch etwas mehr davon haben. Sicher auch selbstbewusst sein; das ist besonders wichtig, wenn es in Gesprächen mit Kunden um Preisverhandlungen geht. Und Gelassenheit – also in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben. Und flexibel sein.
Was war die grösste Umstellung von der Arbeit als Automatikerin zur Projektleiterin?
Einerseits die Bewegung. Vorher war ich körperlich tätig, nun sitze ich mehrheitlich, das spürt auch der Körper. Andererseits bin ich nun bei der Planung und Vorbereitung von Projekten, also einen Arbeitsschritt vor meiner bisherigen Arbeit. Gleiche Branche, aber völlig andere Arbeit.
Was umfasst dein Arbeitsalltag als Projektleiterin?
Das ist sehr unterschiedlich und variiert von Tag zu Tag. Ich schreibe Offerten, zeichne Dispositionen und manchmal auch Schemas. Bei neuen Aufträgen führe ich die Arbeitsvorbereitung aus. Dazu gehört Material bestellen, Stücklisten schreiben und Ordner zusammenstellen, die ich dann an die Mitarbeitenden in der Werkstatt weitergebe. Während der Umsetzung eines Projekts schaue ich, dass alles gut läuft und das benötigte Material zum richtigen Zeitpunkt am gewünschten Ort ist. Und wenn der Auftrag fertig ist, führe ich die Ablage nach, rechne ab und schreibe das Protokoll. Ich begleite einen Auftrag also von A bis Z, von der Offerte bis zur Nachkontrolle.
Was vermisst du von deiner früheren Arbeit als Automatikerin?
Manchmal fehlt mir das Handwerkliche, wie zum Beispiel die Konstruktion spezieller Lüftungsanlagen. Aktuell wird an einer gearbeitet und ich würde mich gerne wieder mal hinsetzen und sie verdrahten. Es gibt aber auch Arbeiten, die ich nicht vermisse. Darüber, dass ich keine Zähler-Verteilungen oder Umbauten auf der Baustelle mehr machen muss, bin ich nicht sonderlich traurig.
Du hast bereits einige Weiterbildungen gemacht. Bist du zufrieden, hättest du dir das in jungen Jahren so vorgestellt und wo siehst du dich in Zukunft?
Ja, ich bin sehr zufrieden und fühle mich wohl hier. Erwartet habe ich es allerdings nicht. Auf den Beruf der Automatikerin bin ich z.B. erst durch eine Berufsberaterin gekommen und ich konnte mich auch erst nach einem Schnuppertag damit anfreunden. Aber dann hat es mir tatsächlich gefallen und ich habe festgestellt, dass es genau das Richtige für mich ist. Was die Zukunft betrifft, habe ich noch keine konkreten Vorstellungen. Die Meisterprüfung absolviere ich ohne bestimmtes Ziel, mich interessiert einfach der Unterrichtsstoff. Die Fächer Rechnungswesen und Recht gefallen mir besonders gut. Sie sind zur Abwechslung mal nicht technisch.